Die Gartenstadtsiedlung Lauta-Nord – Teil 2 (Kathleen Häußer-Beciri)

Im ersten Teil meines Artikels ging es bereits um die Entstehung und die Hintergründe der Gartenstadtbewegung. Weiterhin stellte ich die Gartenstadtsiedlung Lauta-Nord vor und es wurden die gestalterischen und baulichen Besonderheiten dieser Siedlung angesprochen. Hierbei ging es besonders um die Architektur der Wohngebäude. Natürlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es in Lauta-Nord neben den Wohngebäuden auch mehrere öffentliche Gebäude und Geschäftshäuser gibt bzw. gab.

Die öffentlichen Gebäude und Geschäftshäuser

Die evangelische Kirche an der Stirnseite des Angers wurde 1924 als klassizierender, querstehender Putzbau mit gewölbtem Walmdach und eingerücktem, quadratischen Südturm mit Schweifhaube errichtet. Im gleichen Jahr entstand auch die katholische Kirche nach einem Entwurf von Clemens Simon. Sie ist ein dreischiffiger Putzbau mit barocken Formelementen, einem rundbogigen Haupteingang und einem quadratischen Dachturm mit welscher Haube.

Haupteingang der katholischen Kirche (Foto: K. Häußer-Beciri)
Haupteingang der katholischen Kirche (Foto: K. Häußer-Beciri)

Im Oktober 1918 wurde zunächst mit dem Bau eines einfachen Schulgebäudes in Lauta-Nord begonnen. Im Jahre 1924 erfolgte die Erweiterung der sog. Nordschule mit zwei Seitenflügeln und 1928 mit der Turnhalle und Fachräumen sowie dem charakteristischen Turm auf dem Mittelteil. Der Ausbau der Schule war 1933 beendet. Das Gebäude ist eine dreiflügelige, symmetrische Anlage mit originalem Putz. Größere bauliche Veränderungen wurden in der nachfolgenden Zeit an der Nordschule nicht mehr vorgenommen. Einzig der spitze Turm im Mittelteil wurde 1973 wegen erheblicher Mängel abgetragen und durch eine weniger hohe Pyramidenhaube ersetzt.

Am Markt, an welchem früher eine Reihe von Geschäften angesiedelt waren, so dass er diesen Namen auch verdiente, ist heute noch das Gebäude der früheren Großbäckerei vorhanden. Dieses ist ein durchaus repräsentativer Bau mit Backsteinornamenten und einer Bogengalerie zum Markt hin. Diesem Gebäude gegenüber befand sich ein ähnlicher Bau – die Fleischerei. Aufgrund ihres sehr maroden Zustandes stimmte die Denkmalschutzbehörde einem Abriss zu, welcher schließlich 2006 erfolgte.

Die Siedlung Lauta-Nord als Kulturdenkmal

Denkmalschutz ist Ländersache…

Der Denkmalschutz fällt unter die Kulturhoheit der Bundesländer;  d.h. jedes Bundesland hat sein eigenes Denkmalschutzgesetz. Als Denkmale anerkannte Sachen werden in ein öffentliches Verzeichnis, die Denkmalliste, aufgenommen (nach §10 SächDSchG). Die Aufnahme eines Objektes in die Denkmalliste muss bei der unteren Denkmalschutzbehörde beantragt werden. Dieser Antrag wird durch den Eigentümer des entsprechenden Grundstückes gestellt. Ein Gebäude bzw. ein anderes Objekt ist ein Kulturdenkmal, wenn die Voraussetzungen nach §2 SächsDSchG vorliegen; das sind zum einen die Denkmalfähigkeit und zum anderen die Denkmalwürdigkeit. Damit ein Objekt denkmalfähig ist, muss es eine geschichtliche, künstlerische, wissenschaftliche, städtebauliche oder aber eine landschaftsgestaltende Bedeutung haben. Die Denkmalwürdigkeit beinhaltet ein öffentliches Erhaltungsinteresse, d. h. die Erhaltung des Objektes darf nicht nur ein subjektives Einzelinteresse umfassen sondern sie muss auch für die Allgemeinheit von Bedeutung sein. Die Denkmalschutzbehörde prüft mit dem Landesamt für Denkmalpflege, ob die genannten Voraussetzungen vorliegen. Das Ergebnis dieser Prüfung ist der Feststellungsbescheid.

Anger mit ev. Kirche im Hintergrund (Foto: K. Häußer-Beciri)
Anger mit ev. Kirche im Hintergrund (Foto: K. Häußer-Beciri)

Die Siedlung Lauta-Nord ist in ihrem Umfang, der Einheitlichkeit und Geschlossenheit ihrer Bebauung sowie ihrer strukturellen Durchbildung eine der großzügigsten Wohnanlagen ihrer Zeit in der Lausitz. Sie ist eine der wenigen erhaltenen Siedlungen von hoher architektonischer Qualität in Sachsen, die später nicht überformt worden ist. Aus diesen Gründen ist sie als „Gartenstadtsiedlung Lauta Nord“ in der Kulturdenkmalliste des Freistaates Sachsen zu finden.

Bereits Ende des Jahres 1984 stellten die Mitarbeiter des Instituts für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden, folgendes fest: „Sehr notwendig wäre es, und dies wurde von mehreren Kollegen unseres Instituts angeregt, die nach 1917 entstandene Siedlung in Lauta (Lauta-Werk-Nord) in die Kreisdenkmalliste aufzunehmen. Die Siedlung gehört zu den geschlossensten Anlagen aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg im Bezirk Cottbus. Da jetzt bereits unkontrollierte Veränderungen stattfinden, muss eine sofortige Erklärung als Denkmal erfolgen.“ (nach der Satzung „Gartenstadtsiedlung Lauta Nord – Erhalten und Gestalten“ von Peter Biernath, Kreisdenkmalpfleger)

In einem Schreiben vom 26.8.1985 teilte das Büro für architekturbezogene Kunst des Rates des Bezirkes Cottbus dem VEB Aluminiumwerk mit, dass die Siedlung unter Denkmalschutz gestellt und in die vom Rat des Bezirkes Cottbus überarbeitete Bezirksdenkmalliste aufgenommen wurde. Begründet hat man diese Entscheidung wie folgt: „Die Wohnsiedlung Lauta-Nord ist ein hervorragendes Denkmal des Städtebaus, des Siedlungsbaus, zugleich Denkmal der Geschichte der Wohn- und Lebensweise der Arbeiterklasse.“

Drei Jahre später (1988) setzte sich beim Rat des Bezirkes Cottbus die Erkenntnis durch, dass die Erarbeitung einer Ortsgestaltungskonzeption bedeutsam für die Erhaltung der Wohnsiedlung ist. Es wurde angestrebt, eine gesonderte Satzung für Lauta-Nord zu erarbeiten. Neben der Erhaltung setzte man sich zum Ziel, die bereits vorhandenen willkürlichen Veränderungen an den Gebäuden und der Anlage schrittweise zurückzuführen.

Nach der politischen Wende 1989 wurde zunächst eine genossenschaftliche Lösung für die fast 600 ehemaligen Aluwerks-Wohnungen angestrebt. Diese Bemühungen scheiterten und die Bewirtschaftung übernahm die Treubau Verwaltung und Partner GmbH. Zu diesem Zeitpunkt waren ca. 65% der Gebäude mit schweren Schäden behaftet, auch die Straßen und Fußwege befanden sich in einem desolaten Zustand. Nachdem der größte Teil der Gebäude auch nicht veräußert werden konnte, bröckelten die Fassaden noch weitere 10 Jahre vor sich hin, bis 1999 endlich der Startschuss zur Sanierung der denkmalgeschützten „Gartenstadt“ fiel. Im Frühjahr 2001 schloß die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft (TLG) das Sanierungsprojekt ab, in welchem 418 Wohnungen instandgesetzt und modernisiert wurden. Um die Einhaltung der denkmalschutzrechtlichen  Forderungen zu gewährleisten, wurde eine Gestaltungssatzung für Lauta-Nord erarbeitet.

Der Stadtpark

Der Lautaer Park grenzt direkt an die Gartenstadtsiedlung Lauta Nord. Dahinter befindet sich der Erika-See, also die einstige Grube Erika. Der Naturpark wurde 1923 auf einem etwa 15 ha großen Heidegebiet angelegt, welches von mehreren Wassergräben durchzogen und teilweise moorig ist. Der ursprüngliche Baumbestand war in erster Linie durch die Kiefer geprägt. Um eine mit Wegen und Wiesen durchsetzte Parklandschaft zu schaffen, mussten umfangreiche Rodungen vorgenommen werden.

Lautaer Stadtpark (Foto: K. Häußer-Beciri)
Lautaer Stadtpark (Foto: K. Häußer-Beciri)

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde der Pflege des Parks kaum noch Beachtung geschenkt und die reizvolle Anlage begann immer mehr zu verwildern. Der näher rückende Tagebau Laubusch tat sein Übriges, um den Zustand der Parkanlage weiter negativ zu beeinflussen. Die mit dem Braunkohle-Abbau verbundene Absenkung des Grundwasserspiegels schädigte den vorhandenen Baumbestand.

Ein Mann, der sich besonders um die Wiederherstellung des Naturparks bemühte, war Helmut Strecker. Bereits Ende der 1970er Jahre begann er mit der Unterstützung von Arbeitsgemeinschaften, Schülern und Lehrern den verwahrlosten Park zu rekultivieren. Mit bescheidenen Mitteln kümmerte er sich mit freiwilligen Helfern vor allem um die Sanierung der Wege und um das „Entrümpeln“ der Anlage.

In einem Zeitungsartikel vom 20.8.1982 heißt es: „ Der Park wird wieder schön. Im Programm des Wohnbezirks 4 für 1982 ist die Sanierung, besonders der Parkwege, enthalten. Einige Anlieger aus dem Wohnbezirk 4 und das Jagdkollektiv Lauta-Neuwiese haben von der Parkstraße aus bereits mit der Beschotterung begonnen. Das Kraftwerk Lauta wird die alte Ascheabflussleitung, die quer durch den Park verläuft und seit Mai/Juni nicht mehr benötigt wird, ebenfalls 1982/83 demontieren.“

Auch in der Ortgestaltungskonzeption von Lauta aus dem Jahr 1988 wird der Stadtpark als die größte zusammenhängende Grünfläche der Stadt erwähnt, um dessen Pflege sich ehrenamtliche Mitarbeiter bemühen. Weiterhin heißt es in dieser Konzeption, dass mit einer Rekultivierung 1984 im östlichen Bereich des Parks begonnen wurde, wobei mit den Schulen der Stadt zusammengearbeitet wurde. Weitere Sanierungsmaßnahmen seien jedoch noch erforderlich.

Trotz dieser privaten Initiativen war der Lautaer Stadtpark lange Zeit kein Ort der Erholung. Ab 1991 wurde die Wiederherstellung des Parks intensiv betrieben. Durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme konnten 4 Arbeitskräfte dafür eingesetzt werden. Das Ziel war hierbei eine optimale Annäherung an die ursprünglichen Strukturen. Anschließend lud der Park mit angrenzendem Spielplatz wieder zum Verweilen ein. Den Haupteingang des Parks findet man gegenüber der Kreuzung Nordstraße – Schulstraße neben dem Spielplatz. Aber wer nun englischen Rasen, gestutzte Gehölze und Blumenrabatten erwartet, der wird enttäuscht sein – es handelt sich schließlich um einen Naturpark und das sieht man auch. Auf einem etwa 2 km langen Wegenetz bekommt der Besucher echte Waldstimmung vermittelt mit efeubewachsenen Bäumen und teilweise dichtem Unterholz. Abwechslungsreich wird der Gang durch den Park durch das Vorhandensein von Wiesen, kleinen Fließen und Weihern. An den Wegen sind verschiedene Schautafeln zu finden, wo Interessierte Näheres zum Biotop „Wald“ erfahren können. Und mit etwas Glück bekommt man auch den einen oder anderen Bewohner des Parks, wie z.B. Rehwild, zu Gesicht. In den letzten Jahren machte sich erneut ein Pflegerückstand bemerkbar, aber seit 2016 tut sich wieder etwas im Park. Neben Durchforstungsmaßnahmen fanden auch bereits Arbeitseinsätze mit freiwilligen Helfern statt. Es bleibt zu hoffen, dass seitens der Stadt weitere Bemühungen unternommen werden, um die Anlage weiterhin zu erhalten.

Quellen und Literatur:

Autorengruppe: Stadt Lautawerk. Vom Heidedorf zur Industriestadt, Bautzen, 1997.

Biernath, Peter (Kreisdenkmalpfleger): „Gartenstadtsiedlung Lauta-Nord – Erhalten und Gestalten“ (Satzung Denkmalschutz)

Kulturdenkmalliste des Freistaates Sachsen

Ortsgestaltungskonzeption der Stadt Lauta (1988) Stadtarchiv/Ortschronik

Kathleen Häußer-Beciri

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